“Bei uns rührt sich was”

Die Bilanz einer „gesunden Gemeinde“ verkündete Rathauschef Georg von Preysing (CSU) am Donnerstagabend seinen Bürgern. Die großen Bauvorhaben Maximilian und die Fertigstellung von Kaltenbrunn würden Gestalt annehmen. Doch zur Großbaustelle in diesem Jahr werde Gmund mit der Sanierung der Tölzer Straße.

Zahlreicher Besucher fanden sich gestern im Neureuthersaal in Gmund ein
Zahlreicher Besucher fanden sich gestern im Neureuthersaal in Gmund ein

Der Neureuthersaal war gut besucht und der Rathauschef sorgte mit flotten Sprüchen zwischen den einzelnen Kapiteln seiner knapp zweistündigen Veranstaltung dafür, dass kaum jemand vorzeitig entschwand. Verwundert war Preysing, dass kein schriftlicher Antrag von Bürgern zur Aussprache vorlag. Dies sei einmalig in den 16 Jahren seiner Amtszeit. Er sei froh in einer Gemeinde zu wirken, „in der sich im positiven Sinn etwas rührt“. Gmund sei eine finanziell gesunde Gemeinde, „die Pulver hat“. Dies sei das Ergebnis strategischer Entscheidung von vielen Jahren.

Damit unterscheide sich Gmund von anderen Gemeinden, die immer recht kurzfristig agieren würden. Beim Kapitel Einnahmen verwies Preysing auf die knapp 4,4 Millionen Euro, die von der Gewerbesteuer in die Gemeindekasse flossen, weitere 3,5 Millionen Euro als Einkommensteuer-Anteil kamen hinzu. Die Einnahmen aus der Zweitwohnungssteuer hätten sich mit 260.000 Euro fast verdoppelt, „weil wir da ein bisschen nachjustiert haben“, erklärte Preysing, ohne ins Detail zu gehen.

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Pro-Kopf-Verschuldung steigt

Bei den Ausgaben war der größte Posten die Kreisumlage mit über 3 Millionen Euro, den gleichen Betrag in etwa kosteten auch die 90 Mitarbeiter Gmunds. An die Tegernseer Tal Tourismus GmbH zahlte die Gemeinde als Gesellschafter 250.000 Euro. Unter dem Strich ergebe sich für Gmund ein Schuldenstand von 5,5 Millionen Euro, 700.000 Euro mehr als 2014.

Damit stieg auch die pro-Kopf-Verschuldung von 816 auf 922 Euro. „Wenn jeder von euch etwas da lässt, dann könnten wir unsere Schulden gleich abbauen“, meinte von Preysing belustigt. Der Schuldenschnitt vergleichbarer Gemeinden liege bei 770 Euro. An Rücklagen habe der Kämmerer aber immerhin 8,1 Millionen Euro. „Da wir insgesamt im Plus sind, rede ich mich heute ein bisschen leichter“, meinte der Rathauschef nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme.

Beim Kapitel Baumaßnahmen verwies Preysing auf den Flächennutzungsplan, der bereits seit Jahren entwickelt werde, aber noch stocke, „weil ein paar Gemeinderäte eine andere Meinung hätten, wie sich der Ort entwickeln soll“, so Preysing. Momentan entscheide darüber das Landratsamt. „Wir mussten den Flächennutzungsplan nach einer Begehung des Umweltausschusses ändern. Aber das, was wir machen wollen, machen wir trotzdem, es dauert halt nun ein bisschen länger“, sagte der selbstbewusste Rathauschef.

Schnelleres Internet für ganz Gmund

Bei den Projekten für dieses Jahr kam von Preysing vom Landbaderfeld, das jetzt offiziell „Am Hoffeld“ heiße, zum Breitband-Ausbau, der sich noch“ zurückhaltend gestalte“. Dies würde sich aber ändern, da jetzt die Telekom Gmund als attraktiven Standort ausgemacht habe. Konkrete Planungen gebe es nun für die Waldsiedlung in Moosrain. Da dafür ein Förderprogramm vorliege, würden die Arbeiten noch in diesem Jahr durchgeführt werden. Die ganze Gemeinde soll dann bis zum Frühjahr 2017 über ein schnelleres Internet verfügen.

Wichtig war dem Gemeindevorsteher noch eine Richtigstellung zu Zahlen der Flüchtlinge in Gmund. Der Ort stelle 60 Plätze zur Verfügung, belegt seien derzeit aber nur 43. Die Belegung der Unterkünfte erfolge durch das Landratsamt. Bei dieser Gelegenheit dankte Preysing dem engagierten Helferkreis, der ziemlich genau seit einem Jahr aktiv sei. Da die Freiwilligen aber „fast rund um die Uhr“ tätig seien, bräuchte der Helferkreis dringend Nachwuchskräfte.

„Rewe-Markt eröffnet im August“

Im Kapitel Ausblick verwies Preysing auf das jahrzehntelange Sorgenkind in der Ortsmitte, dem Maximilian, bei dem es nun zügig vorangehe. Während der Rewe-Markt außen noch ein „totaler“ Rohbau sei, hätte er bei einer Begehung dieser Tage festgestellt, dass innen schon alles gefließt sei, schilderte von Preysing seine Eindrücke. „Die sind weiter, wie man meint, der Markt wird spätestens im August eröffnet“, prophezeite Preysing . Im denkmalgeschützten Altbau der Brauerei werde bereits auf der Seite zum Berg mit den Neubauten begonnen, die Tiefgarage und der unterirdische Küchenteil seien bereits betoniert.

„Da geht es schön vorwärts“, so Preysing mit Blick auf die andere „große“ Baustelle: Kaltenbrunn. Der Rinderstall mit seinem „wunderschönen Saal“ werde im Sommer fertig, rechtzeitig zum traditionellen Tag der Blasmusik in Gmund. Zur Fertigstellung des ehemaligen Pferdestalls mochte Preysing noch nichts sagen, weil der „noch nicht ganz in trockenen Tüchern“ sei. Wie das Dauerproblem mit den fehlenden Parkplätzen gelöst werden soll, erwähnte Preysing nicht.

Die Gemeinde Gmund feiert in diesem Jahr 90. Geburtstag
Die Gemeinde Gmund feiert in diesem Jahr 90. Geburtstag

Dafür erwähnte er die energetische Sanierung der Gemeindewohnungen. Auch neue Wohnungen seien geplant, eine im Obergeschoß des Bahnhofs, sowie zwei weitere im Kindergarten, der dafür aufgestockt werde. Weit gediehen sei auch der neue Bahnhalt für die BOB an der Realschule. „Der wird heuer noch gebaut“, so Preysing. Eine Großbaustelle bekomme Gmund mit der Sanierung der Tölzer Straße vom Bahnhof bis zur Realschule. In drei Bauabschnitten werde der Gehsteig durchgängig auf zwei Meter verbreitert. In der Straße müsste der Kanal, die Wasserleitungen und das Breitbandkabel neu verlegt werden. „Das wird schon eine heftige Maßnahme, da bitte ich jetzt schon alle um Verständnis“.

Für die betroffenen Anlieger gibt es am 4. April eine Versammlung, in der die Baumaßnahmen vorgestellt werden. Die Sorgen der Bürger sind dem Rathauschef offenbar ein Anliegen. Ähnlich, wie Kreuth es bereits vormachte, wird es im Innenteil des nächsten Gemeindeboten ein paar Seiten mit einer Bürgerbefragung geben. „Wir wollen von euch wissen, wo euch der Schuh drückt, damit wir nicht am Bürger vorbei arbeiten“, stellte Preysing in Aussicht. Der wichtigste Termin für Gmund in diesem Jahr sei der 11. Juni. An diesem Tag vor 90 Jahren sei die Gemeinde Gmund gegründet worden. Bis Jahr 1926 ist Gmund noch von Ostin verwaltet worden. „Das möchst doch gar nicht glauben, dass uns Ostin einmal regiert hat. Gründungsmitglieder von damals bekommen an dem Abend alles umsonst“.

Das Landbaderfeld – „ein Fall Kreidl?“

Das Lachen verging Preysing, als eine Besucherin die Vergabe der Planungen des Landbaderfelds mit dem Fall Kreidl verglich. Wieso Städteplaner von Angerer mit dieser „hässlichen Planung“ beauftragt wurde und nicht ein Ortsplaner. „Ist das wieder ein Fall Kreidl?“, fragte die Gmunderin. „Oha“, erwiderte Preysing, „danke, dass sie mir dies zutrauen“.

Eberhard von Angerer habe den Bebauungsplan mit der Gemeinde entworfen. Zudem seien Straßen, Häuser und Grünflächen ja noch nicht fertig. Das dauere. „Man kann sicher streiten, ob die Entwürfe gelungen sind, aber auf alle Fälle ist es kein Fall Kreidl“, erwiderte dessen Parteifreund Preysing etwas angesäuert. Ansonsten hatte er leichtes Spiel.

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