Bleibt der Mythos Kreuth?

Der Schreck muss bei der CSU tief gesessen haben, dass für die Hanns-Seidel-Stiftung im Frühjahr das Ende in Kreuth naht. Doch es gibt womöglich eine Wende. Denn Landesgruppe wie Fraktion wollen für ihre Klausuren das künftige Tagungshotel der Herzogin langfristig mieten.

Geht der Mythos Kreuth für die CSU doch noch weiter?
Geht der Mythos Kreuth für die CSU doch noch weiter?

Die Christsozialen gedenken nun des 100. Geburtstags ihres Urgesteins Franz Josef Strauß. Er war immer für Überraschungen gut, ob beim Milliardenkredit für die DDR, oder zuvor für die Aufkündigung der gemeinsamen Fraktion mit der CDU im Bundestag. Der Beschluß dazu fiel 1976 bei einer Winterklausur in der Hanns-Seidel-Stiftung. Der Mythos Kreuth war geboren.

Seit vier Jahrzehnten beliefert die CSU die Republik jeden Winter vor verschneiter Bergkulisse mit ihren Botschaften. So wird es wohl auch künftig bleiben, wie der Tegernseer Stimme erfahren konnte. Sebastian Hille, Pressesprecher der Landesgruppe im Bundestag: “Die CSU-Landesgruppe würde gerne die Tradition in Wildbad Kreuth fortsetzen. Bisher ist allerdings noch nichts entschieden. Entscheidend ist für uns eine langfristige Perspektive “.

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Ähnlich klingt es auch aus der CSU-Landtagsfraktion im Maximilianeum. Derzeit würden bereits ergebnisoffene Gespräche geführt werden. Doch möchte man diese nicht durch eine zu forsche Berichterstattung gefährden.

Herzogin will Tagungshotel

Mitte Juli hatte die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) beschlossen, den seit Mitte der siebziger Jahre laufenden Pachtvertrag mit dem Hause Wittelsbach nicht zu verlängern. Zu kostspielig seien die gestiegenen Mietforderungen der Eigentümerin Helene Herzogin in Bayern. Ihr Sprecher sah dies, wie berichtet, etwas differenzierter. Zum einen habe der Pachtvertrag aus dem Jahr 1974 nicht der aktuellen Situation entsprochen, zum anderen habe über der HSS schon länger das Damoklesschwert der Auslastungsquote geschwebt.

Die Herzogin ist wohl nun fest entschlossen, das frühere Sanatorium am Tegernsee zu einem Tagungshotel umzufunktionieren. Gesucht wird noch ein Betreiber. “Etliche Interessenten haben sich schon gemeldet”, so Christian Nunn, Anwalt und Sprecher der Herzogin, im Juli gegenüber der Tegernseer Stimme zu den Planungen, “dann könnte auch die CSU in Kreuth wieder ihre Klausurtagungen abhalten”.

Mitarbeiter werden gekündigt

Kommt es so, wäre auch der CSU aus der Bredouille geholfen. Denn in der Partei hatte niemand Interesse an einem Abschied aus Kreuth. Zwar besitzt die HSS das fränkische Kloster Banz, das für schöne Herbstbilder sorgt, doch im Winter muss es ein Ort mit Symbolkraft sein. Verschneite Bergwelt, davor ein Journalistentross, der die Politprominenz umlagert und ihre Attacken in die ganze Republik sendet. Für den Januar hat CDU-Parteichefin und Kanzlerin Angela Merkel ihren Besuch angesagt. Dann hat der Mythos Kreuth wieder Konjunktur.

Für die Mitarbeiter der HSS dürfte dies kein Trost sein. “Sie haben bislang noch keine Kündigung erhalten”, erklärt Pressesprecher Hubertus Klingsbögl der HSS auf Nachfrage. Aus formalen Gründen müsse jedoch eine Kündigung ausgesprochen werden, “auch wenn eine Weiterbeschäftigung in anderen Betriebsteilen erfolgen wird”.

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