Die Stimme des Tals ist verstummt

Heute verstarb mit Michael Heim ein Journalist aus Leidenschaft. Wie kein anderer prägte und begleitete der 79-jährige Historiker mit seinem Blick auch hinter die Kulissen das Geschehen rund um den Tegernsee. Mit ihm verliert das Tal einen unvergleichlichen Chronisten und Dokumentaristen.

Heute verstarb mit Michael Heim ein Journalist aus Leidenschaft
Heute verstarb mit Michael Heim ein Journalist aus Leidenschaft

Bei einem Krankenbesuch vergangene Woche war Michael Heim noch voller Optimismus. Nach einer schweren Operation im Hals konnte er zwar nicht sprechen, doch er beschrieb unentwegt seinen Notizblock, die einzige Möglichkeit, sich mitzuteilen. Und er notierte: am 29. Dezember verlasse ich das Klinikum Großhadern. Nun hat er es an diesem Tag nicht mehr geschafft.

Er hinterlässt menschlich wie journalistisch eine große Lücke. In den letzten Jahren wurde ihm das Tegernseer Tal Heft immer mehr zur Herzensangelegenheit, das er über 50 Jahre mit seinem Wissen als Einheimischer stets bereicherte. Was auch immer man den Kollegen Heim fragte, er wusste Bescheid, ob über den einstigen russischen Adel am Tegernsee oder jede einzelne Jodquelle in Wiessee. Niemand hatte bessere Detailkenntnisse als der geborene Wiesseer.

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Nächstes Jahr, mit 80 Jahren, wollte Heim bei seinem Tal Heft etwas kürzer treten, den Jüngeren mit Rat und Tat aber zur Seite stehen. Heim war medial immer sehr präsent. Ob bei der Abendschau des Bayerischen Fernsehens oder dem Münchner Merkur, seiner Heimatzeitung. Dort verfasste er nicht nur den Blick zurück in die Archive des Verlages, er war auch der personifizierte Seegeist, der vor nichts und Niemanden Halt machte. Viele Würdenträger im Tal wurden auf seine spitze Feder genommen. Seine Kritik am Bürokratismus oder der Bauwut war nie verletzend. Aber immer treffend.

Der Tegernsee – sein Lebenswerk

Eine Gesamtschau des Lebens am „Lago di Bonzo“ gelang Heim vor einem Jahr mit bedeutsamen Beiträgen in der Buchpräsentation: „Der Tegernsee“. Neben namhaften Autoren aus dem Tal und der Region, ob Roland Götz, Annette Lehmeier oder Michael Pause, um einige zu nennen, war es Michael Heims Anliegen mit diesem Buch, auch an das dunkelbraune Kapitel im Tal zu erinnern. Gegen das Vergessen zu schreiben, war stets Heims großer Verdienst.

Akribisch beschreibt er darin die letzten Kriegstage vor 70 Jahren. Er hatte sie noch hautnah als Neunjähriger erlebt. Die Erlebnisse von damals ließen Heim bis zuletzt nicht mehr los. Was man ihn auch fragte, alles war präsent. Mit ihm verliert das Tegernseer Tal einen kritischen Zeitgeist.

Michael Heim verstarb heute morgen nach einem langen Krankenhausaufenthalt.

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