Viele Tagesausflügler und Touristen machten heute aus der Not eine Tugend: Wegen des Schneemangels schnürten sie ihre Wanderstiefel. Die Skistiefel werden im Tegernseer Tal weiterhin nicht benötigt, denn Hoch „Brigitte“ beschert bis Ende des Jahres frühlingshafte Temperaturen. Schnee ist nicht in Sicht, dafür weiter viel Sonne.
Wo sonst um diese Jahreszeit viele Skitourengeher auszumachen sind, erwandern Naturfreunde eine eindrucksvolle Aussichtsplattform: Den Hirschberg mit 1.670 Metern. Mit dem Tegernsee im Rücken reicht der Blick hier vom Großglockner über den Großvenediger bis zur Zugspitze. Kein Wölkchen trübt den Blick. Entsprechend ist der Zulauf. Nach gut zwei Stunden Anstieg vorbei an den ersten Frühlingsboten wie Leber- uns Schlüsselblumen, erreicht man den Gipfel.
Schneereste an der Nordseite und ein paar Eisplatten auf dem Weg zeugen noch davon, dass eigentlich Winter sein müsste. Doch die Natur hält sich heuer nicht an den Kalender. Selbst am Gipfel ist es noch wohlig warm. Viele Wanderer nehmen ein Sonnenbad und genießen ihre mitgebrachte Brotzeit. Eigentlich ist dieses Bild typisch für den Herbst.
„Weihnachtsbaden“ im Tegernsee
Doch laut den Wetterfröschen bleibt der Hochdruckeinfluss: Sehr milde Luft aus dem Südwesten Europas wird weiterhin ins Tal strömen. So ist es kein Wunder, dass in Bad Wiessee zwei Mutige ein „Weihnachtsbad“ im Tegernsee nahmen und mehrere Kitesufer bei Seeglas gesichtet wurden.
Andere holen statt ihrer Snowboards wieder die Fahrräder aus dem Winterverschlag. Man muss sich eben zu helfen wissen. Alternativen gibt es genug in Zeiten des Klimawandels. Vielleicht ist dies auch ein Fingerzeig für die Tourismusbranche: Es geht auch ohne Schnee. Und man spart so viel Geld für die Skipässe.
Die Kehrseite des Schneemangels ist, dass davon auch viele Jobs betroffen sind: Ob bei den Bergbahnen zur Pistenpflege oder in der Gastronomie. Denn auch auf Kunstschnee ist zumindest in diesem Jahr kein Verlass. Der schmelze bei diesen Temperaturen weg – wenn er denn überhaupt produziert werden kann. Bei Beginn einer Kälteperiode müsse man wieder ganz von vorne anfangen, ist von Liftbetreibern zu hören.
„Vom Wintersport lösen“
“Umdenken” und “breiter aufstellen”, das sind die Zauberworte für klassische Wintersportregionen. “Wir wissen das seit Jahren und arbeiten daran”, sagt zum Beispiel Klaus Schanda, Marketing-Chef der Bayerischen Zugspitzbahn.
“In den nächsten 20 Jahren wird es immer wieder schneearme und schneereiche Winter geben. Wir müssen uns als Ganzjahresdestination ein bisschen vom Wintersport lösen. Auch ohne Wintersport müssen wir etwas bieten. Da haben wir den Anfang gemacht und das werden wir weiter entwickeln“, so ein Mitarbeiter der Zugspitzbahn, wo Skifahren noch möglich ist – wenn auch eingeschränkt.
Eine aktuelle Bilderstrecke mit frühlingshaften Aussichten vom Hirschberg:
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