Höß macht Huber zum Wohnungs-Chef

Seinen zahlreichen Kritikern zum Trotz gewinnt Wiessees Vize-Bürgermeister Robert Huber knapp die Nominierung zum obersten Aufseher der 200 Gemeindewohnungen. Bürgermeister Höß hatte wegen Arbeitsüberlastung seinen Stellvertreter zum Verwaltungsratsvorsitzenden des Kommunalunternehmens Bad Wiessee (KBW) mehrfach vorgeschlagen. Gestern setzte er seinen Wunsch-Kandidaten durch.

Robert Huber (SPD) kennt sich aus mit Bauplänen. Die Erfahrung hat ihm nun den Job des
Robert Huber (SPD) kennt sich aus mit Bauplänen. Die Erfahrung hat ihm nun den Job des Verwaltungsratsvorsitzenden beschert.

„Ist denn schon wieder Wahlkampf“, platzt einem Ratsmitglied der Kragen. Vorausgegangen war eine hitzige Debatte um das Stühlerücken im Aufsichtsgremium des KBW. Die Fronten sind seit langem klar. Die CSU hatte von Anfang der Debatte im vergangenen Jahr befürchtet, dass Höß als gewählter Vorsitzender des Verwaltungsrates diesen ehrenamtlichen Posten aus Zeitgründen kaum wahrnehmen kann und Huber durch die Hintertür doch noch auf einen Chefsessel rücken könnte.

Bislang leitete SPD-Mann Huber in Vertretung von Höß das siebenköpfige Gremium, in dem auch die Strategie des Unternehmens festgezurrt wird. Vorstandsvorsitzender ist seit vergangenem September Patrik Zeitler, der die geschäftsführenden Aufgaben wahrnimmt. Kurt Sareiter (CSU) befürchtete, dass Huber bei seiner Wahl laut Satzung auch Vertreter von Zeitler wäre:

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Dann wäre alles in einer Hand, das geht so nicht.

Deswegen stimme die CSU gegen die „dauerhafte Übertragung“ der Chefposition an Robert Huber. Außerdem mache Patrik Zeitler seine Arbeit gut. Der sei Chef des Unternehmens und nicht Huber. „Der hat doch einen anderen Vollzeitberuf“, wetterte Sareiter. Zudem ist Huber auch seit Jahren Aufsichtsratsvorsitzender des Baugenossenschaft Lenggries, die auch im Tegernseer Tal viele Wohnungen besitzt. Die CSU wittert einen Postenschacher.

Höß lässt nichts unversucht

Tatsache ist, dass Rathauschef Höß schon mehrfach versuchte, Huber in eine Führungsposition des KBW zu bringen. Der SPD-Mann hatte die Gründung des Unternehmens vorangetrieben. Zunächst sollte Huber den Vorstandsposten übernehmen. Doch als die Summe der Aufwandsentschädigung bekannt wurde, verweigerte selbst das Landratsamt seine Zustimmung.

Die Behörde argumentierte, Huber könne nicht gleichzeitig Gemeinderat und Vorstand sein. Das Thema schien erledigt. Doch dann zauberte Höß im März 2015 Huber wieder aus dem Hut. Diesmal als Vorstand des Verwaltungsrates. Aber auch damit scheiterte Höß im Gemeinderat, zunächst jedenfalls.

Bis gestern, als Höß einen neuen Vorstoß für Huber auf die Tagesordnung setzen ließ, „die dauerhafte Übertragung des Vorsitzes des Verwaltungsrates des KBW auf den 2. Bürgermeister aufgrund der Arbeitsüberlastung des 1. Bürgermeisters“.

„Es wäre gut, wenn Huber sein Know-how einbringen könnte“, so warb Höß auf der gestrigen Gemeinderatssitzung für Huber, der bisher schon vertretungsweise die Sitzungen des KBW geleitet habe. Hier gehe es um Kontinuität, denn Huber habe „einfach die bessere Kompetenz bei den Wohnungen“.

„Ihr lasst die Mieter im Regen stehen“

Florian Sareiter (CSU) hielt dagegen, dass man die Situation so belassen solle, wie sie sei. „Höß kann sich jederzeit von Huber vertreten lassen“. Dieser hätte sich doch seinerzeit in den Verwaltungsrat wählen lassen können, was er aber unterlassen habe.

Hört mit eurer Eifersucht auf, denn hier werden nur die Interessen der Mieter beschädigt. Ihr lasst die Mieter im Regen stehen.

Mit diesen Worten machte sich daraufhin Bernd Kuntze-Fechner (SPD) seinem Ärger über die CSU Luft. Er sei froh, dass sich Huber bei den KBW engagiere. Auch vom Wiesseer Block bekam er Unterstützung. So betonten Jupp Brenner: „Es ist gut, wenn Peter Höß zugibt, dass dieses Amt sein Arbeitspensum sprengt. Es spricht alles dafür, dass der, der diese Position schon seit längerem ausübt, sie auch bekommt. Und das ist Huber“.

Und Brenners Parteifreund Fritz Niedermaier pflichtete ihm bei: „Huber hat die Wohnungen, die den Bach runtergingen, wieder hinbekommen“. Leicht ironisch meinte Florian Sareiter, „wenn Höß überlastet ist, hoffe ich nur, dass wir uns keine Sorgen um ihn machen müssen“.

Letztlich bekam Huber mit neun zu sieben Stimmen nach einer hitzigen Debatte die erwartete Mehrheit und bedankte sich für das Vertrauen: „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte er nach einer ungewöhnlich langen Bedenkpause.

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