Kehrtwende im Hallenbad

Wir wollen den Badepark privatisieren, verkündete Bürgermeister Höß noch im Februar in der Bürgerversammlung. Davon will er heute nichts mehr wissen. Dabei sind die Besucherzahlen in diesem Jahr zurückgegangen. Badepark – Quo vadis?

In diesem Jahr kamen weniger Besucher in den Wiesseer Badepark.
In diesem Jahr kamen weniger Besucher in den Wiesseer Badepark.

„Wie geht es weiter mit dem Badepark? Die Gerüchte über eine Privatisierung werden immer lauter“. Diese Befürchtung hegt die neueste Postille der SPD, das „Wiesseer Echo!“. Kein Wunder, denn Rathauschef Peter Höß (FWG) erklärte bei der gut besuchten Bürgerversammlung im Februar unmissverständlich, der Bade Park solle am alten Standort erhalten bleiben, aber von einem privaten Unternehmen betrieben werden.

Im gleichem Atemzug sagte Höß ebenso eindeutig:„Wir wollen den Badepark privatisieren“. Er stehe mit einigen Interessenten deswegen bereits in Verhandlungen. Höß verwies auch auf Beispiele im Landkreis, wie gut geführte private Saunen und Bäder funktionieren würden: die Tegernseer Seesauna und das Schlierseer Bad, die beide von der bundesweiten Unternehmensgruppe Monte Mare aus dem Westerwald betrieben werden. 

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Rückbau des Badeparks?

Diese Ankündigung von Höß diente der SPD wohl als Blaupause, wenn sie nun fragt, ob es Sinn mache, „wenn die Gemeinde die Verantwortung einem Privaten überträgt, aber trotzdem das unabdingbare Defizit tragen muss?“ Zur besseren Ausnutzung des Badeparks schlägt der Ortsverein sogar einen Rückbau vor.

Damit sich die Einrichtungen im Tegernseer Tal, wie Seesaua, Warm- und Freibäder und das Wiesseer Hallenbad, keinen Konkurrenz machen, könne man doch „den Badepark zum ausschließlichen Hallenbad mit Sauna zurückbauen“. Hier hat die SPD in Wiessee, die mit Robert Huber auch den zweiten Bürgermeister stellt, offenbar die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Denn Höß will von diesen Plänen nichts mehr wissen. Gegenüber der Tegernseer Stimme stellt er nun klar: „Eine Privatisierung des Badeparks steht derzeit nicht auf der Agenda. Derzeit haben wir Aufgaben zu erfüllen, die wichtiger sind, als eine mögliche Privatisierung des Bade Parks. Solange wir jedoch ein Defizit in der bekannten Größe erwirtschaften, müssen wir schauen, wie wir so ein Defizit  reduzieren können“.

Saunagäste müssen „bluten“

So war es wohl auch eine Initiative der SPD im Gemeinderat, die angesichts der roten Zahlen ein neues Tarifsystem am Beckenrand durchsetzte. Ab 1. August ist zwar das Schwimmen billiger geworden, doch bei der Sauna wurde kräftig zugelangt: in den beiden Letzten Jahren um 50 Prozent, so die SPD. „War das der richtige Weg“, fragt sie nun.

Ein Rückbau des Badeparks steht aktuell nicht zur Debatte.
Ein Rückbau des Badeparks steht aktuell nicht zur Debatte.

Ja, glaubt Rathauschef Höß: „Für die hohen Eintrittspreise zum Saunabesuch besteht viel Verständnis“. Stammgäste hätten sogar eine Preiserhöhung für die Sauna angeregt, damit das Angebot weiter bestehen bleibe. „Die unterschiedlichen Eintrittspreise für Schwimmen ohne Saunabesuch und Schwimmen mit Saunabesuch wurden von den Besuchern unseres Bade Parks positiv bewertet“, erklärt Höß, wohlwissend, dass die Bilanz für das Jahr 2015 weniger positiv ausfallen wird.

„Denn das schöne Wetter im Sommer und im Herbst hat da seine Spuren hinterlassen“. So seien aus heutiger Sicht weniger als 150.000 Besucher im Badepark registriert worden. 2014 seien es noch 156.000 gewesen.

Defizite in Rottach und Wiessee, Gewinn in Tegernsee

Ein Rückbau des Badeparks, auch teilweise, stehe derzeit nicht zur Debatte. „Hier handelt es sich um eine Überlegung von Mitgliedern des SPD Ortsvereins“, wischt Höß diese vom Tisch. Einzig die Anregung der Sozis, alle Bädereinrichtungen talweit in einer Gesellschaft zu vereinen, um Synergieeffekte zu nutzen, stößt bei Höß auf Verständnis, denn dies hätte Charme und wäre es wert, „näher beleuchtet zu werden“. Eine Antwort darauf könnten die betroffenen Kommunen aber nur „gemeinsam“ geben.

Derweil berichtet auch Rottach vom Zuschussbetrieb Warmbad. Trotz des Rekords in diesem Sommer mit über 80.000 Besuchern, wird die Gemeinde laut Bürgermeister Christian Köck (CSU) in diesem Jahr wieder 500.000 Euro draufzahlen. Anders dagegen ist die Situation in Tegernsee, betriebswirtschaftlich wie finanziell. Die Seesauna ist zwar im Eigentum der Stadt, doch betrieben wird sie von der Gesellschaft Monte Mare, an der die Tegernseer Kur- und Versorgungsbetriebe (TKV) aber 50 Prozent halten.

Die Rechnung scheint auf zugehen. Inzwischen wird von einem Erfolgsmodell gesprochen. „Die Wirtschaftlichkeit ist gegeben, wir machen mit über 90.000 Besuchern Gewinn“, verkündet Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) nicht ohne Stolz. Immerhin spülte ihm die Seesauna im vergangenen Jahr wieder einen Gewinn von 330.000 Euro in die Stadtkasse. Zuletzt konnte man sogar die Grenze von über 10.000 Besucher pro Monat übertreffen. Davon können Höß und Köck nur träumen.

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