Ökoenergie aus Finsterwald

Ein falscher Feuerwehralarm am Dienstagabend rückt die Biogasanlage in Finsterwald wieder in den Mittelpunkt des Interesses. Wie sicher und rentabel ist sie, wie steht es um die staatliche Förderung?

Die Biogasanlage in Finsterwald sorgte Dienstag Nacht für einen Feuerwehreinsatz.
Die Biogasanlage in Finsterwald sorgte Dienstag Nacht für einen Feuerwehreinsatz.

Am Tag danach deutet nichts mehr darauf hin, dass hier am Abend zuvor ein Großaufgebot der Feuerwehren aus dem Tal anrückte. Das Abbrennen des überflüssigen Gases in einer vor dem Silo stehenden Fackel hatte ein Nachbar irrtümlich für einen Wohnhausbrand gehalten.

Inzwischen geht wieder alles seinen gewohnten Gang. Betrieben wird die talweit erste Biogasanlage seit 2012 von den Landwirten Josef Patzlsperger und dessen Schwiegersohn Michael Koch in Finsterwald an der Tölzer Straße. „Die Henna san da“, tönt es über den weitläufigen Hof. Ein Lkw mit 700 neuen Hühnern steht in der Einfahrt des Hofes. Insgesamt liefern dann 1.600 Legehennen den Mist, aus dem später Gas wird. Mit der Versorgung der neuen Tiere sind alle auf dem Hof beschäftigt. Denn der Eierverkauf sei ein wichtiges „Zubrot“. Fragen zur Ökoenergie kommen da im Moment unpassend.

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Seit drei Jahren produzieren die Landwirte Josef Patzlsperger und Michael Koch mithilfe von Gülle, Mist sowie der Hälfte der Maisernte Strom. Wie bei den meisten Biogasanlagen wird auch in Finsterwald das entstandene Gas vor Ort in einem Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt.

„Wir sind Einspeiser“

Die Anlage besteht aus einem Fermenter und einem Heizkraftwerk-Raum. Der Fermenter, eine Art Bioreaktor, hat dabei alleine einen Durchmesser von 14 Metern und eine Gesamthöhe von sechs Metern. Dabei ragt das Gebäude, in dem der Gärvorgang hermetisch abgeschlossen abläuft, mit Kuppel gut drei Meter aus dem Erdboden.

Der Raum mit dem Heizkraftwerk hat eine zusätzliche Größe von acht mal sechs Metern. Die Gülle, die entsteht, wird danach auf das Feld ausgebracht und ist vollkommen geruchsneutral. Als diese Fragen zur neuen Biogasanlage geklärt waren, hatte sich die anfängliche Aufregung der Finsterwalder gelegt. Als der Gmunder Gemeinderat die Anlage 2011 genehmigte, waren einige der Anrainer noch wenig begeistert gewesen. Sie fürchteten eine Lärm- und Geruchsbelästigung durch die neue Anlage.

„Inzwischen liefert die Anlage 60 Kilowatt Strom pro Stunde“, erklärt Michael Koch. „Wir betreiben die kleinste realisierbare Biogasanlage.“ Der erzeugte Strom werde komplett abgegeben. „Wir sind Einspeiser“, so Koch, „und das Abfallprodukt, die Wärme, wird von uns verbraucht.“ 240.000 Euro hätten sie in die Anlage investieren müssen. Dies entspreche pro Kilowatt etwa 4.000 Euro. Da sich die Produktionskosten ständig änderten, sei eine Voraussage zur Rentabilität schwierig, da man nicht wisse, was in 15 Jahren sei.

Druck im Kessel

„Wir aber gehen davon aus, dass unsere Biogasanlage in 14 bis 15 Jahren abbezahlt ist“, hofft Koch. Vom Freistaat sei kein Zuschuss gekommen, allein über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) trage sich die Anlage. Koch: „Die Einspeise-Vergütung ist für 20 Jahre geregelt.“ Mit diesen Einnahmen müssten sie auskommen. Und er betont: “Da wir auch keinen Inflationsausgleich haben, muss man sich eine solche Investition schon gut überlegen.”

Gestern Abend musste die Feuerwehr in Finsterwald zu einem Fehlalarm ausrücken.
Am Dienstagabend musste die Feuerwehr in Finsterwald zu einem Fehlalarm ausrücken.

Vorgestern sei der Druck im Gas-Silo aus unvorhergesehenen Gründen etwas gestiegen, daher musste die Gasfackel gezündet werden, damit das Methan entweichen konnte. „Einem Messgerät können wir entnehmen, wann wir die Fackel zünden müssen“, erklärt Michael Koch. Aber im Normalbetrieb komme so etwas nur ganz selten vor. Am Dienstag war so ein Tag.

Die Folgen: ein Anwohner sah das Feuer der Fackel und dachte an einen Brand im Dachstuhl des Hauses. Durch das Missverständnis und den ausgelösten Alarm rückte ein Großaufgebot an Feuerwehrkräften an.

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