Unterschriften ohne Auswirkungen

Die bevorstehende Traglufthalle für Asylbewerber in Rottach-Egern ist nicht unumstritten. Auf der gestrigen Sitzung des Rottacher Gemeinderats betonte der Zweite Bürgermeister Josef Lang (CSU), das Thema polarisiere. „Kein Rottacher ist darüber erfreut.“ Doch ändern werden auch die gesammelten Unterschriften nichts.

133 Unterschriften hat Stefan Berghammer gegen die geplante Traglufthalle gesammelt. Auswirkungen haben sie keine.
133 Unterschriften hat Stefan Berghammer gegen die geplante Traglufthalle gesammelt. Auswirkungen haben sie keine.

Die Unterschriftenaktion zum „Stopp der Traglufthalle“ von Stefan Berghammer erreichte nun auch den Gemeinderat. Über 130 Bürger hatten sich gegen diese Halle für 120 Asylbewerber ausgesprochen. Bewirken werden die Unterschriften aber nichts mehr, der Countdown läuft.

Mitte Februar soll die Asyl-Traglufthalle bezugsfertig sein, verkündete Lang, der den im Urlaub weilenden Christian Köck vertrat. Zuvor werde es noch einen Tag der offenen Tür für interessierte Besucher geben.

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Traglufthalle polarisiert

Doch die Diskussion über die Unterkunft polarisiert offenbar die Gemeinde. „Man sieht dies an den Kommentaren in der Tegernseer Stimme“, sagte Lang. Es sei daher keine Frage, dass man sich jetzt damit auseinandersetzen müsse. Aber man solle aufpassen, „dass die Dinge nicht aus dem Ruder laufen“, meinte Georg Höß (FWG). Dass die Traglufthalle komme, sei auch einer Mitschuld deutscher Politiker zuzuschreiben.

Den Gegnern der Traglufthalle unterstellte Lang, sie wollten nur keine Asylbewerber im Ort. Doch auch Gemeinderäte, die sich im Helferkreis engagieren, bekommen „gewisse Bauchschmerzen“, wie der Grüne Thomas Tomaschek. Sein Rat: „Wer gegen die Traglufthalle ist, sollte dennoch mit anpacken, damit die Situation nicht außer Kontrolle gerät“.

Mithelfer Dr. Klaus Fresenius (FWG) kann die Sorgen der Bürger verstehen. Doch um dem Misstrauen zu begegnen, dürften „Vorfälle nicht unter den Teppich gekehrt werden. Wir sollten darauf achten, dass dies nicht geschieht. Jede Auseinandersetzung oder Schlägerei muss unzensiert benannt werden“. Der Bürger habe ein Recht auf umfassende Informationen. In seinen Befürchtungen bestätigt sieht sich Anton Maier (CSU) nach den sexuellen Übergriffen in Köln.

„Sorgen der Bürger ernst nehmen“

Daher müsse die Gemeinde die Sorgen der Bürger ernst nehmen. Maier sagte bei der Bürgerversammlung am 2. Dezember, er habe nun Angst um seine zwei Töchter, die gerne auf dem Sportplatz neben der Traglufthalle Sport treiben würden. Wenn diese mit überwiegend männlichen Flüchtlingen belegt sei, könne er dies nicht mehr guten Gewissens verantworten. Für seine Äußerung wurde Maier damals noch belächelt. Gestern gestand Josef Lang seinem Parteifreund Maier zu: „Wer sich kritisch dazu äußert, sollte nicht in die rechte Ecke gestellt werden“.

Als ehemaliger Polizist und Kenner der Inneren Sicherheit schrieb Lang den ungezügelten Gewaltexzess aber eindeutig dem Versagen der Kölner Polizei zu. „Ich kenne die Kollegen dort“, so Lang und verwies auf den Stellenabbau in Nordrhein-Westfalen. Während in Bayern 326 Polizisten auf 100.000 Einwohner kommen würden, seien es am Rhein nur 252, zitierte er aus einem Gespräch in der vergangenen Woche mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.

Um die Traglufthalle, die rund um die Uhr bewacht und betreut werde, soll ein Bauzaun entstehen. Doch es sei „klar, dass sich die Asylbewerber nicht nur in dem eingezäunten Geviert aufhalten werden“. Lang lobte noch die „stabsmäßige Planung des Helferkreises und die Anstrengungen der Verwaltung.“ Klar ist nach der Sitzung aber auch, dass die neue Traglufthalle für den ganzen Ort eine Herausforderung wird.

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