See-Idylle weicht Bauboom

In Abwinkl wird wieder eine Idylle dem Bauboom geopfert. In unmittelbarer Ufernähe entsteht ein Einfamilienhaus mit überdimensionaler Tiefgarage. Die Grenzen des Bebauungsplanes werden dabei voll ausgeschöpft. Da „nachbarliche Belange nicht berührt werden“, stimmte der Wiesseer Bauausschuss für das Projekt. Einige Anwohner sehen das allerdings anders.

Auf dieser Wiese entsteht das geplante Einfamilienhaus.
Auf dieser Wiese entsteht das geplante Einfamilienhaus.

Es ist eine der letzten freien Flächen am See in Bad Wiessee, die nun am Ringseeweg versiegelt wird. Vor allem im Sommer ist die Wiese begehrt, wenn sich am öffentlichen Freibadeplatz „Friedl“ Handtuch an Handtuch reiht. Dann weichen viele Badegäste auf die angrenzende Wiese aus.

Doch diese Möglichkeit wird es in der bisherigen Form bald nicht mehr geben. Wenn der neue Eigentümer des Grundstücks seine Baupläne in die Tat umsetzt, dürfte einer der letzten Freibadeplätze am Tegernsee zwischen See und Baugrund Stück für Stück weichen. Dies sieht Bauamtsleiter Helmut Köckeis anders, denn „die Nutzung des Badestrandes wird durch das Bauvorhaben nicht beeinträchtigt“. Das Grundstück reiche zwar bis zum öffentlichen Badestrand, jedoch habe es keinen eigenen Seezugang.

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Das Aus für eine Postkartenidylle?

Eine jahrzehntelange Postkartenidylle bekommt dennoch Kratzer. Denn der Bauherr will massiv in den Untergrund eingreifen. Wenige Meter vom See entfernt soll eine Tiefgarage für fünf Fahrzeuge entstehen. Dies geschehe zwar knapp außerhalb der Hochwasserlinie, wie Köckeis den Bauantrag rechtfertigte. Doch Beispiele in unmittelbarer Nähe zeigen, dass zwar alles technisch machbar ist, aber nur mit ungeheurem Aufwand.

Gegenüber am Ringseeweg entsteht derzeit ein fast baugleiches Einfamilienhaus, ebenfalls mit fünf Tiefgaragenplätzen. Obwohl es höher liegt, mussten Tonnen von Beton und Eisenarmierung in den Untergrund versenkt werden, damit die Bodenplatte einem Anstieg des Grundwasserspiegels standhält und das ganze Gebäude nicht aufschwimmt, wie Leute vom Fach diese aufwändige Maßnahme für eine Tiefgarage mitten im Wasser erklären.

Wie schon im vergangenen Jahr werden wieder Pumpen- und Abwassersysteme das reichlich vorhandene Grundwasser in einem Container neben dem Freibadeplatz reinigen müssen.

„Massiver Eingriff in die Natur“

Das beantragte Einfamilienhaus auf dem knapp 1.600 Quadratmeter großen Ufergrundstück hatte der Bauausschuss schon vor Jahren genehmigt. Damals wies der Bebauungsplan allerdings noch keine Tiefgarage aus. Die Änderung nun erforderte, dass das Gremium am Donnerstagabend nochmals seinen Segen geben musste, da die Baugrenzen „unterirdisch überschritten wurden“, hieß es am Ratstisch. Dabei kam zur Sprache, dass zur Tiefgarage keine Rampe führt, sondern ein Lift für Autos im Haus vorgesehen ist.

Diese Wiese am Ringseeweg ist derzeit noch unverbaut. Das wird sich bald ändern.
Diese Wiese am Ringseeweg ist derzeit noch unverbaut. Das wird sich bald ändern.

Insgesamt sollen so acht Stellplätze geschaffen werden. Für Klaudia Martini (SPD) sind die fünf unterirdischen Stellplätze ein „massiver Eingriff in die Natur“. Doch Kurt Sareiter (CSU) sieht es positiv, „wenn die Autos weg sind und in der Tiefgarage verschwinden“. Einhellig begrüßt wurde, dass der Antragsteller die mögliche Bauhöhe von 6,40 Metern nicht ausschöpft und sich offenbar mit 4,80 Metern zufrieden gibt. „In dieser empfindlichen Ecke ist dies eine gute Entwicklung“, lobte Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) den eingereichten Plan.

Vielleicht wurde damit weiteren kritischen Stimmen frühzeitig der Wind aus den Segeln genommen. Denn die Anwohner treibt eine Sorge um: wo soll das Grund- und Oberflächenwasser in dieser Hanglage hin, wenn durch immer mehr Tiefgaragen am See der Untergrund weiter massiv verdichtet wird? Doch diese Frage kam den Gemeinderäten nicht in den Sinn. Sie hätten sich einfach nur in Abwinkl umhören müssen.

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