„Seifenblase“ am Leeberg

Ursprünglich war ein Pressetermin des Landratsamts mit Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn zu einem heftig umstrittenen Neubau am Leeberg geplant. Doch dann platzte die Bombe: Der Bauantrag sei heute per Fax zurückgezogen worden, verkündete Hagn sichtlich erleichtert. Kreisbaumeister Pawlowsky sprach von einer Seifenblase, wenn kein Verkaufsauftrag mehr vorliege.

Dieses Haus wird nun wohl doch nicht abgerissen.
Dieses Haus am Leeberg wird nun wohl doch nicht abgerissen.

Wochenlang lagen sich die Stadt Tegernsee und das Landratsamt wegen des bis heute geplanten Neubaus eines Einfamilienhauses am Heuweg in den Haaren. Zweimal lehnte der Stadtrat die eingereichten Pläne der Tegernseer Grund GmbH ab. Doch das Landratsamt widersprach: Die geplante Bebauung hätte sich gut am Leeberg eingefügt. Falls die Stadt bei ihrer Ablehnung bleiben sollte, werde das Landratsamt die Genehmigung trotzdem erteilen.

Ähnlich verfuhr das Landratsamt ziemlich zeitgleich auch mit der Gemeinde Gmund. Dort wurde eine Blockhütte in St. Quirin im Außenbereich zum Stein des Anstoßes. Letztlich gab der Gemeinderat der Empfehlung des Landratsamtes nach und verabschiedete eine Satzungsänderung. Damit rückt das Blockhaus vom Außen- quasi in den Innenbereich. Entsprechend war das mediale Echo.

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Und als nun die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal laut über einen weiteren Trauermarsch nachdachte, entschied Landrat Wolfgang Rzehak, die Öffentlichkeit einzuschalten, zunächst über eine Pressemitteilung. Am Nachmittag folgte dann ein Ortstermin in Tegernsee mit Bürgermeister Johannes Hagn, Kreisbaumeister Werner Pawlowsky und Baujurist Martin Pemler.

Bauantrag “faktisch zurückgezogen”

Nahezu alle mussten den steilen und schmalen Heuweg am Leeberg hochsteigen, einst Teil des Höhenwegs, und heute noch teils nur mit Holzbohlen belegt, um die Neuigkeiten zu erfahren, dass vorerst „weder verkauft, abgerissen, noch neu gebaut wird, dies wurde mir heute mitgeteilt“, wie es Hagn gleich zu Beginn des Gesprächs formulierte. Die Grundstücksbesitzer leugneten sogar, dass sie die Absicht hatten das Grundstück an die Tegernseer Grund zu verkaufen.

Jeder habe grundsätzlich das Recht, einen Bauantrag zu stellen. Voraussetzung für einen Bauantrag sei aber keine Verkaufsabsicht. „Es kann auch ein Luftballon sein, um auszutesten, was möglich ist, um es dann womöglich mit einem Bauantrag zu verkaufen. Diese Frage muss Herr Rainer Leidecker von der Firma Tegernseer Grund klären. Wir als Stadt können dies nicht beurteilen“, erklärte Hagn.

Pawlowsky: „Das Haus hätte sich eingefügt.“

Dem Kreisbaumeister war es wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Landratsamt keinen Ermessensspielraum habe. „Wenn sich ein Haus in die Umgebungsbebauung einfügt und wir dann unsere Zustimmung zu Unrecht verweigern, dann werden wir schadensersatzpflichtig gemacht. Das bleibt gar nicht aus“, erläuterte Pawlowsky.

Die Gemeinden haben nur dann Planungshoheit, wenn es um Bauleitplanungen gehe, um das Aufstellen und Ändern von Flächennutzungs- und Bauplänen. Aber nicht in § 34, im Innenbereich. Da richtet sich die Beurteilung nach dem, was rundherum ist. „Und wenn ich mir vorstelle, dass dieses Haus im First um zwei Meter niedriger werden sollte als das bestehende Gebäude, dann ist eben das bislang geplante Haus eines, das sich einfügt.“

Immobilienfirma von Wirbel überrascht

Der Bauherr stamme aus Düsseldorf und die Tegernseer Grund GmbH habe den Bauantrag gestellt. „Leidecker hatte vom Grundstückseigentümer den Verkaufsauftrag“, so Pawlowsky. Den jetzigen Verkaufsstopp habe die Tegernseer Grund aber schon vor drei Wochen vom Eigentümer erhalten.

Bürgermeister Johannes Hagn war über das Ende Des Streits erleichtert.
Bürgermeister Johannes Hagn war über das Ende des Streits sichtlich erleichtert.

Die Immobilienfirma habe allerdings nicht gedacht, so Pawlowsky nach seinem Gespräch mit Leidecker, dass der Bauantrag einen solchen Wirbel verursachen würde. Pawlowsky glaube nicht, dass die Stadt noch gegen die Freistellung des Landratsamts klagen werde. „Denn wahrscheinlich wird es sowieso zu einer Seifenblase, wenn kein Verkaufsauftrag mehr vorliegt“, so der Kreisbaumeister.

Geplant war ein zweistöckiges Einfamilienhaus mit ausgebautem Dachgeschoss und einer Einliegerwohnung. Bereits in der November-Sitzung des Bauausschusses wurde die Anfrage klar abgelehnt. „Einer fängt mit einem größeren Haus an und dann setzt sich das so fort“, kritisierte Hagn damals. Die Behörde urteilte anders und wollte bei einer ablehnenden Haltung der Stadt die Genehmigung trotzdem erteilen.

Unbeirrt blieb auch der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung bei seiner Ablehnung der Pläne. Heute nun die unerwartete Seifenblase. Hagns Kommentar aus tiefstem Herzen: „Ich bin erleichtert“. Es war ihm am Heuweg anzusehen.

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