Udo Schulz und die Gerichte

Diese Woche sollte die Entscheidung rund um die Klinik „Im Sonnenfeld“ fallen. Das Landratsamt hatte dem Betreiber der Klinik, Udo Schulz, die Konzession entzogen. Dagegen zog Schulz vor Gericht und bekam eine Fristverlängerung. Jetzt hat das Verwaltungsgericht München auf Anfrage der TS den weiteren Zeitplan verraten.

Das Urteil über die Wiesseer Privatklinik wird wohl erst im Februar fallen
Das Urteil über die Wiesseer Privatklinik wird wohl erst im Februar fallen.

Ursprünglich sollte das Urteil des Verwaltungsgerichts München diese Woche ergehen. Auf Nachfrage der TS wurde nun bekannt, „dass die 16. Kammer erst Mitte Februar eine Entscheidung fällen wird“, so Gerichtssprecher Martin Scholtysik. Dem Betreiber der Privatklinik, dem Kölner Unternehmer und Arzt Dr. Udo Schulz, wird von der Aufsichtsbehörde vorgeworfen, er habe kein schlüssiges Betriebskonzept, keinen leitenden Arzt, zu wenig Fachpersonal und Hotelgäste in der Klinik.

Deswegen entzog ihm das Landratsamt Miesbach am 22. September vergangenen Jahres die Konzession. Dagegen zog Schulz vor Gericht, das ihm zunächst eine Fristverlängerung bis zum Urteilsspruch gewährte.

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„Tragödien spielen sich in Wiessee ab“

Doch auch schon vor der Entscheidung des Gerichts keimt offensichtlich in der Klinik und bei den beteiligten Ärzten aus dem Tegernseer Tal wenig Hoffnung, dass die Betriebserlaubnis verlängert werden könnte. Zu viel sei im Argen, erfährt man von nahezu täglichen Anrufern. Im Mittelpunkt steht dabei immer wieder, wie Schulz mit seinen Mitarbeitern umspringe. „Es sind Tragödien, die sich da abspielen“, sagt ein Insider. Ständig gehe es um ausstehende Löhne. Der Koch in der Klinik habe schon viele Wochen keinen Lohn mehr bekommen, berichtet der Informant weiter. Und dieser Küchenmitarbeiter sei nur ein Beispiel von sehr vielen.

Die TS hatte berichtet, dass es seit 2013 allein vor dem Arbeitsgericht in München 44 Klageverfahren und 15 Mahnverfahren gab, in denen es zumindest auch um Zahlungsansprüche ging. In Bonn waren es im gleichen Zeitraum 23 Klagen und sieben Mahnverfahren gegen Schulz vor dem Arbeitsgericht. Da Schulz mit seinen Kliniken, Altenstiften und Hotels bundesweit agiert, werden nun auch Klagen vor dem Arbeitsgericht in Braunschweig bekannt. Direktor Rainer Pieper auf Nachfrage: „Seit 2009 wurden 16 Zahlungsklagen gegen Firmen von Herrn Schulz geführt. Im Einzelnen waren dies die Carea Hotel GmbH, die Carea Services GmbH und die Carenia GmbH.“

Und auch die Gemeinde Bad Wiessee stellt Forderungen gegenüber Schulz, wie dieser gegenüber dem Merkur jetzt mitteilte. Die Gemeinde habe von seiner Immobilienfirma einen Fremdenverkehrsbeitrag in sechsstelliger Höhe eingefordert. Schulz habe Rechtsmittel eingelegt.

Bundesweite Razzia im vergangenen Jahr

Wer so breit aufgestellt ist wie Schulz, mit etwa zwölf Betrieben und angeblich gut zwei Dutzend Firmen und Gesellschaften, der hat natürlich die Zollfahnder bei ihrer Razzia nicht nur in einigen Häusern am Hals. Bundesweit wurde am 15. April vergangenen Jahres zeitgleich gegen Schulz ermittelt und dabei in 14 Objekten Akten sichergestellt und Personalien erhoben, wie die TS jetzt von der Staatsanwaltschaft Bonn erneut erfuhr. Sie ermittelt seit Herbst 2012 wegen des Verdachts des Sozialversicherungsbetrugs. Darauf hinweisen könnte die Praxis des 57-jährigen Schulz, seinen Angestellten vielfach zwei Arbeitsverträge vorzulegen, bis zu fünf sollen es nach Informationen der TS in Einzelfällen gewesen sein.

Zudem scheint Schulz ein streitbarer Kopf zu sein, der gerne vor Gericht zieht. So erging es Curt Schneider aus Rottach-Egern. Dieser verkaufte Schulz 2005 das 55-Bettenhaus. Seit 2009 liegt er im Rechtsstreit mit Schulz. Und dem einstigen ärztlichen Leiter der Klinik, Prof. Peter Schwarzfischer in Gmund, ergeht es nicht viel besser. Er versucht, sich außergerichtlich mit Schulz zu einigen.

Schulz tanzt offenbar auf vielen Hochzeiten, auch als Investor von „75 hochwertigen Eigentumswohnungen“ in Heidelberg. Eine Millionen-Investition. Dafür hat Schulz mindestens zwei weitere Firmen gegründet, die Linden-Carrée Objekt GmbH und die Linden-Carrée Objektgesellschaft mbH. Beide haben ihren Firmensitz in Bornheim bei Köln, wie alle anderen Schulz-Unternehmen auch.

Statt Klinik ein Hotel?

Etliche Mitarbeiter von Schulz fragen sich, wie er das Linden-Carrée finanziert. Denn viele seiner Firmen hätten „eine Schieflage“, wie einer seiner Mitarbeiter zu berichten weiß. Und ein ehemaliger Angestellter in Bad Wiessee erzählt:

Es gibt kaum noch Handwerker, die bereit sind, bei Reparaturen zu kommen. Der Ruf der Klinik ist so schlecht, dass es Waren oder Dienstleistungen meist nur gegen Bares gibt.

Man habe sich nur so viel Heizöl leisten können, wie Geld in der Tageskasse war. Das Privatsanatorium und Klinik Im Sonnenfeld hat offensichtlich schon bessere Zeiten erlebt. Schulz als ärztlicher Direktor der Klinik in Wiessee war auf Anfrage zu keiner Stellungnahme bereit.

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