Was bleibt, wenn das Wasser kommt?

Am 1. Dezember erwarb Thomas Strüngmann das Hotel Lederer mit 18.000 Quadratmetern Grund. Doch nur etwa die Hälfte davon kann bebaut werden, wie ein Dokument der Gemeinde Bad Wiessee zeigt, das der Tegernseer Stimme exklusiv vorliegt. Was bleibt dem Tegernseer Unternehmer noch für seine Luxus-Hotel-Pläne?

das ist weitgehendst das Lederer-Areal, das Strüngmann gekauft hat. Alles was blau ist, liegt innerhalb der Hochwasserline. Das Hotel befindet sich nahezu komplett im Überschwqemmungsgebiet. Rot gestrichelt ist das Ufer mit Seeuferweg.
Der Plan zeigt zum Großteil das Lederer-Areal, so wie es Thomas Strüngmann erworben hat. Alles was blau ist, liegt innerhalb der Hochwasserline. Das Hotel befindet sich nahezu komplett im Überschwemmungsgebiet. Rot gestrichelt ist das Ufer mit Seeuferweg.

Nicht kleckern sondern klotzen wird Thomas Strüngmann, denn „Ich will natürlich eine optimale Lösung, darum haben wir ja nicht umsonst so lange daraufhin gearbeitet“, so der Unternehmer gegenüber der Tegernseer Stimme nach Bekanntwerden seines Deals. Und Strüngmann betont erneut „das Spielbankgrundstück alleine wäre nur halboptimal gewesen“.

Dem Tegernseer schweben auch Läden und Büros im Hotelkomplex vor. Also kaufte er der Grünwalder RDR-Gruppe nach zähem Ringen auch deren Lederer-Hotel ab, das diese aus einer Zwangsversteigerung 2011 für 6,2 Millionen Euro Strüngmann vor der Nase wegschnappten. Doch eine Äußerung von Bürgermeister Peter Höß am Freitag gegenüber der Tegernseer Stimme lässt Zweifel aufkommen, ob dieses Grundstück seinen Preis wert ist.

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So liegen laut Höß „im nördlichen Bereich mit der Flurnummer 800 allein 6.000 Quadratmetern im Außenbereich, der nicht bebaut werden darf, und Zweidrittel davon sind im Hochwasserbereich“. Wenn aber das alte Lederer-Hotel abgebrochen werde, „dann kann auf dem Überschwemmungsgebiet entlang der Hochwasserlinie nicht neu gebaut werden“. Dies reduziere die Bebauungsfläche deutlich.

Nah am Wasser

Ein Blick auf den Flächenplan (siebe obere Grafik) offenbart, dass nahezu die Hälfte des Seegrundstücks mit der blauen Hochwasserlinie durchzogen ist. Der Uferverlauf ist rot gestrichelt. Dies zeigt, dass nahezu der gesamte Hotelkomplex im vorderen Uferbereich im Hochwassergebiet steht. Allein ein Anbau in L-Form liegt außerhalb. Und dies für 6,2 Millionen Euro.

Fast ein Schnäppchen ist dagegen der Erwerb des Spielbankgeländes 2012 von der Gemeinde für 4,6 Millionen Euro. Von den knapp 12.000 Quadratmetern liegt nur ein schmaler Uferstreifen in der Hochwasserlinie. Hier steht Strüngmann weitaus mehr Baufläche zur Verfügung, als auf dem Lederer-Gelände.

Bestätigt wurden die amtlichen Überschwemmungsgebiete durch das Hochwasser im Juni 2013, das den ganzen vorderen Teil des Lederer-Grundstücks überschwemmte. Die Bilder sind auch Ex-Hotelier Josef Lederer noch gut in Erinnerung, denn das Hochwasser habe dem Gebäude den Rest gegeben, obwohl damals tagelang die Pumpen liefen, um die Kellerräume wieder trocken zu bekommen.

Das ehemalige Hotel Lederer beim letzten schweren Hochwasser im Juni 2013.
Das ehemalige Hotel Lederer beim letzten schweren Hochwasser im Juni 2013.

Dies dürfte auch RDR mitbekommen haben, dass sie auf einem teuren Grundstück sitzen, mit dem sie nichts anfangen können. Eine Wohnbebauung scheiterte an der Gemeinde und ein Hotelneubau ging nicht wegen der zu geringen Fläche, die verblieben wäre, damit sich eine Nobelherberge rentiert. Nur mit der Zusammenfügung des Spielbankgeländes von Strüngmann und dem Lederer-Areal wäre ein entsprechender Bauplatz für ein Hotel vorhanden, „mit dem man auch Geld verdienen könne“, so Höß.

Gebäude auf Stelzen

Was immer Strüngmann mit seinem zugekauften Überschwemmungsgebiet auch vor hat, der Blick Richtung Yachtclub zeigt, dass auch eine Bebauung innerhalb der Hochwasserlinie offenbar gestattet und auch möglich ist. Neben dem Grieblinger Freibad steht ein langgestreckter Bungalow auf Stelzen. Das Hochwasser 2013 umspülte nur seine Stützen, das Haus selbst schwebte noch etwa einen Meter über dem Wasser. Angeblich habe es den Bauherren viel Geduld und Einsatz gekostet, die Baubehörde von der Sinnfälligkeit dieses Plans zu überzeugen.

Selbst Wiessees Städteplaner Eberhard von Angerer dachte mit seinem „Fischerdorf“ auf dem Lederer-Grundstück vor einem Jahr schon in diese Richtung: neun Chalets, drei davon hätten auf Stelzen näher am See in der Hochwasserlinie gestanden. Für die Experten, die Thomas Strüngmann an der Hand hat, bleiben also noch etliche Gestaltungsmöglichkeiten im Hochwassergebiet.

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